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Neuer Meilenstein in der internationalen Luftfahrt: Erster Rettungshubschrauber fliegt mit Bio-Kerosin

Neuer Meilenstein in der internationalen Luftfahrt: In München ist ein Rettungshubschrauber zum ersten Mal mit umweltfreundlichem Kerosin geflogen. Bei der Maschine handelte es sich um einen Helikopter der ADAC Luftrettung gGmbH, München. Der Rettungshubschrauber des Typs Airbus H145 wurde an der Luftrettungsstation an der München Klinik Harlaching im Beisein des Vorstands der ADAC Stiftung, München, sowie von den Geschäftsführern und Vertretern der Unternehmensleitung der ADAC Luftrettung, des französischen Triebwerksherstellers Safran Helicopter Engines, Bordes, des Hubschrauberherstellers Airbus Helicopters SAS, Marignane, und der TotalEnergies SE, Paris, mit Bio-Kerosin betankt. Die Unternehmen wollen gemeinsam treibende Kraft bei der Dekarbonisierung des Luftverkehrs sein, indem sie Alternativen zu konventionellen Flugkraftstoffen entwickeln und einsetzen.

Mit dem verwendete Biokraftstoff, dem sogenannten Sustainable Aviation Fuel (SAF), können die CO2-Emissionen um bis zu 90 % reduziert werden. Im Fokus der Luftfahrt stehen Biokraftstoffe der zweiten Generation aus Rest- und Abfallstoffen. Das Verfahren nennt sich Biomass-to-Liquid. Der Treibstoff wird gewöhnlich aus Abfällen der Kreislaufwirtschaft, wie zum Beispiel gebrauchten Speiseölen und -fetten, hergestellt und hat damit keine Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nahrungsmittelproduktion.

Der für den ersten Rettungshubschrauberflug in München verwendete Kraftstoff wurde von der TotalEnergies in ihren Anlagen in Frankreich aus Altspeiseöl produziert, ohne Verwendung von natürlichem Pflanzenöl. Mit dem in München verwendeten Bio-Kerosin könnte die Flotte der ADAC Luftrettung eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 33 % erreichen, was bei mehr als 50.000 Rettungseinsätzen und mehr als 3,3 Mio. geflogenen Kilometern pro Jahr einer Reduzierung von rund 6.000 t CO2 entspricht.

Weil es über den dauerhaften Betrieb mit Bio-Kerosin bislang keine belastbaren Erfahrungen gibt, starten die ADAC Luftrettung, die Safran Helicopter Engines und die Airbus Helicopters ein Pilotprojekt mit dem ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph Rheinland“ in Köln. Ab dem Sommer 2021 sollen langfristige Auswirkungen auf die Technik des Helikopters getestet werden.

Eine langfristige Vereinbarung zu SAF unterzeichneten die Geschäftsführer der ADAC Luftrettung und Safran Helicopter Engines, Frédéric Bruder und Franck Saudo, im Anschluss an die Biofuel-Premiere. Diese Vereinbarung sieht vor, den Beimischungsgrad von Biokraftstoff in den kommenden Jahren auf bis zu 100 % zu erhöhen und in der Folge auch den Einsatz von synthetischem E-Fuel als weiteren Schlüssel auf dem Weg zu einer klimaneutralen Luftfahrt voranzutreiben.

Nach Aussage von F. Bruder handelt es sich bei Biofuel um einen offiziell zugelassenen Kraftstoff – die Flug- und Patientensicherheit bleiben somit auf dem gewohnt höchsten Niveau. F. Bruder will die Luftrettung gemeinsam mit den Partner-Unternehmen technologisch weiterentwickeln, um sie längerfristig zukunftssicher zu machen.

Zertifiziert und zugelassen für die Luftfahrt ist Bio-Kerosin aktuell in einer Mischung von maximal 50 % mit herkömmlichem Kerosin des Typs JET-A1. Der ADAC-Rettungshubschrauber wurde mit einem 40 %-Gemisch geflogen. Dieses steht wegen der aufwendigen Produktion noch nicht in größeren Mengen zur Verfügung und ist um ein Vielfaches teurer als konventioneller Flugkraftstoff.

Laut Christian Cabrol, Geschäftsführer der TotalEnergies Deutschland GmbH, Berlin, kann das SAF ohne jegliche Veränderung an der logistischen Infrastruktur für Lagerung und Verteilung und somit auch unmittelbar in Flugzeugen und Hubschraubern eingesetzt werden. Im März 2021 hat die TotalEnergies in Frankreich erfolgreich mit der Produktion von nachhaltigen Flugkraftstoffen begonnen, die bereits Ende Mai 2021 auf einem Langstreckenflug zwischen Paris und Montreal zum Einsatz kamen und nach Ankündigung von C. Cabrol auch bald den deutschen Kunden zur Verfügung stehen werden.