
LNG-Entwicklung an der Niedersächsischen Nordseeküste – Auftaktveranstaltung der LNG.Agentur Niedersachsen
Rund 100 Teilnehmer folgten der Einladung zur Online-Kick-off-Veranstaltung der LNG.Agentur Niedersachsen „LNG-Entwicklung an der Niedersächsischen Nordseeküste“ am 18. Juni 2020. Damit hat die erste öffentliche Veranstaltung des Projektes einen großen Zuspruch erhalten.
Mit der LNG.Agentur ist Niedersachsen angetreten, die Chancen und Potenziale für eine nachhaltige wirtschaftliche LNG-Entwicklung an der Küste und für das gesamte Land zu gestalten. Ziel der Tätigkeit ist, die Entwicklung einer LNG-Infrastruktur und der LNG-Technologie branchenübergreifend in Niedersachsen und speziell in der Küstenregion aktiv zu unterstützen, aber auch kritisch zu begleiten. Dazu gehören auch die Einführung von kohlendioxidfreiem Bio-LNG und die Entwicklung der dazugehörigen Produktionskapazitäten.
Der Aufbau einer LNG-Infrastruktur in Niedersachsen ist nach Meinung von Dr. Bernd Althusmann, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, aus mehreren Gründen zukunftsweisend: Durch LNG-Importe werden die Versorgungssicherheit und auch die Wettbewerbsfähigkeit im Erdgasmarkt deutlich erhöht. Aktuell und auf absehbare Zeit ist LNG die einzig verfügbare Technologie, die im Transport, durch Lkw oder Schiffe, herkömmliche Treibstoffe wirtschaftlich und ökologisch ersetzten kann. LNG kann Wertschöpfung in die Region bringen, die niedersächsische Landesregierung unterstützt deshalb den Aufbau eines neuen Importzugangs im deutschen Erdgasnetz.
Iñaki Merkel der Merkel Energy GmbH, Essen, betonte in seinem Vortrag, dass LNG im Energiemarkt sicherstellt, dass der Wettbewerb im Erdgasmarkt aufrechterhalten bleibt und der Ausbau der erneuerbaren Energie, trotz Ausstieg aus Atom und Kohle, gewährleistet wird. LNG im Transportsektor leistet im Schwerlastverkehr und in der Schifffahrt einen wesentlichen Beitrag, die klimapolitischen Ziele für 2030 zu erreichen. Kohlendioxidfreies Bio-LNG wird seiner Ansicht nach zur kompletten Dekarbonisierung bis 2050 beitragen.
Die „saubere“ Alternative im Schwerlastverkehr
Erfahrungen und Einschätzungen zum Einsatz von LNG in verschiedenen Anwendungsfeldern wurden im Rahmen von Kurzvorträgen präsentiert. So verdeutlichte Silvano Calcagno von der Liqvis GmbH, Essen, dass LNG als Treibstoff die einzig „saubere“ Alternative im Schwerlastverkehr ist und stellte in dem Zusammenhang den Aufbau eines LNG-Tankstellennetzes seitens Liqvis vor. Ergänzend dazu erläuterte Frank Bonaldo vom BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Berlin, die Potenziale für den Einsatz von Bio-LNG im Schwerlastverkehr gegenüber anderen Antriebs- und Kraftstofftechnologien.
Hinsichtlich der Gasversorgung Deutschlands stellte Matthias Schulz von der Gasunie Deutschland Transport Service GmbH, Hannover, die Rahmenbedingungen für den Aufbau einer LNG-Infrastruktur dar. Er verwies auf den Netzentwicklungsplan Gas 2020, der einen zusätzlichen Importbedarf ausweist und plädierte auf die Bereitstellung der erforderlichen Einspeisekapazität für Deutschland. Manfred Schubert von der Hanseatic Energy Hub GmbH, Hamburg, berichtete über die geplante LNG-Terminalentwicklung am Standort Stade mit dem Industriepark Dow Stade.
Zweite Fahrgastfähre auf LNG-Antrieb umgerüstet
Christian Hoepfner von der Wessels Marine GmbH, Hamburg, präsentierte das Konzept einer innovativen LNG-Bunkerbarge, die neben einem höhenverstellbaren Fahrstand einen (zeit)optimierten Bunkerprozess ermöglicht. Bei der AG EMS, Emden-Außenhafen, wird bereits die zweite Fahrgastfähre auf einen LNG-Antrieb umgerüstet. Claus Hirsch präsentierte das Umbau-Projekt der „MS Münsterland“ und berichtete von den Erfahrungen hinsichtlich des Einsatzes von LNG als Treibstoff.
Methanschlupf und Bio-LNG auf weiteren Veranstaltungen Thema
Die Statements der Vortragenden wurden intensiv diskutiert. Insbesondere an den Themen Methan-Verbrennungsemissionen („Methanschlupf“) und Bio-LNG bestand viel Bedarf zum Austausch. Diese und weitere Themen wird die LNG.Agentur aufgreifen und im Rahmen von neuen Veranstaltungsformaten, Expertengesprächen und Publikationen vertiefen. Zum Thema „Bio-LNG“ findet am 8. Juli dieses Jahres die nächste Informationsveranstaltung statt.
Die LNG.Agentur Niedersachsen wird vom BMWi und vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung über die GRW „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gefördert. Standort der Geschäftsstelle ist die MARIKO GmbH, Leer.
Die Tätigkeiten der LNG.Agentur Niedersachsen werden durch die Partner Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e. V., Wilhelmshaven, die Oldenburgische Industrie- und Handelskammer, die Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg, Emden, den Strategierat Maritime Wirtschaft Weser-Ems und durch den Landkreis Wesermarsch unterstützt.