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Interessenverband warnt vor einseitiger Festlegung auf E-Autos – Chance für bezahlbare Mobilität nicht verpassen

Die Mehrheit der EU-Abgeordneten stimmte am 7. Juni dieses Jahres für ein Verbot von Autos mit Verbrennungsmotor und lehnte damit einen Technologiemix im Straßenverkehr ab (siehe eot 24/2022, S. 16). Zuvor warnte der Interessenverband eFuel Alliance e. V., Hamburg, noch vor einer einseitigen Festlegung auf Batterieantriebe. Der Verkehrssektor ist laut Monika Griefahn von der eFuel Alliance für 25 % der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich und davon sind vier Fünftel auf der Straße. Wenn man sich das klarmacht, dann darf man sich nicht nur auf eine Technologie festlegen und sie schon gar nicht rechtlich vorschreiben. Natürlich muss Elektromobilität eine wichtige Rolle für die Nachhaltigkeit des Verkehrssektors spielen. Allerdings gibt es viele Einsatzgebiete, in denen ein Batterieantrieb nicht möglich oder nicht wirtschaftlich ist: Luft- und Schifffahrt, Langstrecken bei Lkw sowie Baumaschinen und Generatoren. Hier bestehen viele Einsatzmöglichkeiten für synthetische Kraftstoffe, die helfen, den Klimawandel aufzuhalten.

Zugleich verwies die frühere niedersächsische Umweltministerin und Sprecherin der eFuel Alliance auf die Kosten für die Verbraucher, die die einseitige Fokussierung auf E-Mobilität mit sich bringen würde. M. Griefahn hält es auf jeden Fall für sinnvoll, die Verbrenner-Autos nicht einfach zu verschrotten, denn auch die Herstellung von E-Fahrzeugen erfordert Rohstoffe und Energie, sondern mit klimaneutralem Kraftstoff zu betreiben. Dort muss der Gesetzgeber sowohl auf EU- als auch auf Bundesebene aktiv werden, um entsprechende Regelungen für alle Anbieter zu schaffen. Es braucht eine Gleichbehandlung. Bei synthetischen Kraftstoffen werden erneuerbare Energien und CO2 aus der Atmosphäre genutzt. Das ist grundlegend anders, als ein Auto mit Energie zu betreiben, die aus Kohlestrom gewonnen wird.

Auch der ADAC hat im Vorfeld der Abstimmung in Brüssel für Technologieoffenheit geworben. ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze erklärte auf einer Veranstaltung der eFuel Alliance, dass es derzeit rund 1,4 Mrd. Verbrenner auf der Erde gibt. Wenn diese globale Klimakrise verhindert werden soll, müssen alle diese Fahrzeuge irgendwie am Klimaschutz beteiligt werden. Das geht nur über den Kraftstoff, weil viele Länder den notwendigen flächendeckenden Aufbau von Ladeinfrastruktur nicht werden leisten können.

Europa muss seiner Meinung nach nicht nur bei Elektromobilität, sondern auch bei alternativen Kraftstoffen seiner globalen Verantwortung für Klimaschutz gerecht werden. Das zentrale Signal aus Europa muss jetzt sein: Ihr dürft synthetische Kraftstoffe produzieren und ihr dürft es auch vertreiben an unseren Tankstellen. Es gibt europäische Nachbarn, die sind da schon weiter als Deutschland. Mit einem breiten und technologieoffenen Angebot bleibt Mobilität auch bezahlbar.

M. Griefahn mahnt, dass neue Abhängigkeiten verhindert werden müssen. China kontrolliert allein 70 % der weltweiten Produktion seltener Erden, dazu 90 % der Verarbeitung. Dagegen sind eFuels eine gute Alternative, weil sie in vielen Ländern der Welt hergestellt werden können. In Chile mit der Windkraft, in vielen Ländern Afrikas mit der Sonnenenergie oder in Norwegen mit der Wasserkraft. Damit ist bezahlbare Mobilität auch in Zukunft möglich.

M. Griefahn und K. Schulze warben gemeinsam dafür, die Chance nicht zu vertun und die technologische Möglichkeit zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe zu ermöglichen.

Der Verband warnt daher eindringlich davor, solche massiven Erhöhungen der Kraftstoffpreise ohne Absicherung im europäischen Verbund und der Schweiz durchzuführen. Der Pendler in Kassel oder Nürnberg muss sich diesen Plänen zähneknirschend fügen. Der Pendler in Aachen, Trier, Freiburg, Konstanz, Passau und Berlin hat dagegen die Chance auf einen kostengünstigen Ersatz. Er profitiert womöglich gleich doppelt von der Möglichkeit, sich finanziell entlasten zu können, weil er zum einen im Ausland billiger tankt als in Deutschland und gleichzeitig 100 Euro Energiegeld kassiert, sagt der Verbandschef.