EOT ist umgezogen

NEUIGKEITEN
AUS DER BRANCHE!

Politik

KfW Research: Verkehrswende in Deutschland braucht differenzierte Ansätze in Stadt und Land

Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Zuletzt fielen im Verkehrssektor rund 20 % der deutschen Treibhausgasemissionen an. Daher muss zu ihrem Gelingen die künftige Mobilität der Privathaushalte deutlich emissionsärmer gestaltet werden. Zentrale Bausteine sind dafür einerseits die konsequente Elektrifizierung des Pkw und andererseits ein Ausbau der ÖPNV-Angebote sowie eine verbesserte Rad- und Fußgängerinfrastruktur. Dies zeigt eine aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers 2021 zur Verkehrswende in Deutschland. Das KfW-Energiewendebarometer ist eine seit 2018 jährlich erscheinende Studie auf Basis einer haushalts­repräsentativen Zufallsstichprobe von rund 4.000 in Deutschland ansässigen privaten Haushalten. Im Zentrum der Befragung steht der aktuelle und künftige Einsatz energiewende­relevanter Technologien in den Haushalten in Deutschland. Ergänzende Fragen zur Motivation ermöglichen Rückschlüsse auf die wesentlichen Treiber und Hemmnisse der Aktivität der Haushalte. Erhoben wird das Energiewendebarometer von KfW Research, ein Expertenteam der KfW-Bankengruppe, das aktuelle und künftige wirtschaftspolitische Entwicklungen analysiert und bewertet.

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen im Verkehrssektor umfangreiche Reduktionen der Treibhausgasemissionen erfolgen. Der größte Anteil der Emissionen wird von Pkw, Nutzfahrzeugen, Lastkraftwagen und Bussen verursacht. Der langfristige Mobilitätstrend zeigt, dass Menschen in Deutschland immer mehr Zeit im Verkehr verbringen: zwischen 2002 und 2017 ist die Anzahl der zurückgelegten Personenkilometer um rund 20 % auf rund 3,2 Mio. gestiegen. Den größten Anteil hat der motorisierte Individualverkehr mit rund drei Viertel der Verkehrsleistung.

Pkw werden aktuell insbesondere auf dem Land und in schlecht angebundenen Regionen intensiv genutzt, da dies häufig die einzig praktikable Mobilitätsoption ist. Im Durchschnitt entfielen auf einen Privathaushalt im Jahr 2020 rund 1,14 Pkw. Ungefähr ein Drittel der Haushalte nutzt den Pkw täglich (33,9 %). Jedoch fällt in Landgemeinden sowohl der Bestand der Pkw je Haushalt (1,64 Fahrzeuge pro Haushalt) als auch der Anteil der Haushalte, die täglich einen Pkw nutzen, nahezu doppelt so hoch aus wie in Großstädten. In Großstädten wird der Pkw von einem Fünftel der Haushalte täglich genutzt, rund 36 % haben gar kein Auto. Auf dem Land fällt dagegen der Anteil der Elektroautos höher aus (11 %) als in städtischen Regionen (7 %).

Energieeffizienzgewinne im Verkehr lassen sich vor allem durch Verlagerung auf den effizienteren öffentlichen Verkehr erzielen. Nahverkehrsbusse stoßen zum Beispiel pro Personenkilometer nur rund die Hälfte der Treibhausgasemissionen eines Pkw aus. Wichtigste Voraussetzungen für eine häufigere Nutzung sind dabei eine bessere Anbindung (63 %), geringere Kosten (49 %) und mehr Komfort (19 %). Im ländlichen Raum liegt der Schwerpunkt klar auf einer besseren Anbindung, die bei 71 % der Haushalte zu einer stärkeren Nutzung des ÖPNV führen würde. In den Großstädten dominiert dagegen der Kostenaspekt. Rund 58 % der dortigen Haushalte würden bei günstigeren Fahrpreisen öfter auf den ÖPNV umsteigen.

Neben dem ÖPNV kann auch der Radverkehr einen Beitrag zu klimaneutraler Mobilität leisten. Das Fahrrad bietet sich vor allem für kurze und mittlere Strecken an. Es wird besonders dann genutzt, wenn Durchschnittsdistanzen niedriger sind. In fahrradfreundlichen Städten werden bereits heute bis zu 30 % aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. Voraussetzung für eine stärkere künftige Nutzung des Fahrrads ist für über die Hälfte der Haushalte eine bessere Infrastruktur (54 %), immerhin fast die Hälfte der befragten Haushalte (45 %) würde bei einer besseren Kombinierbarkeit mit dem ÖPNV das Fahrrad öfter nutzen. Die Anschaffung eines E-Bikes könnte fast 28 % der Haushalte zu einem Umstieg anreizen. Bei diesen drei Aspekten zeigen sich keine spürbaren Unterschiede zwischen Stadt und Land. Das Fahrrad hat damit auch auf dem Land Potenzial, eine tragende Säule der Verkehrswende zu werden.

Der Verkehr spielt nach Meinung von Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. Jedoch haben die Regionen in Deutschland unterschiedliche Voraussetzungen, um das Mobilitätsbedürfnis ihrer Einwohner zu befriedigen. Für eine erfolgreiche Verkehrswende müssen deshalb unterschiedliche Lösungen für die unterschiedlichen Regionen gefunden werden. Dabei gilt es die jeweils geeignetsten Verkehrsmittel gezielt zu fördern.

Die aktuelle Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometer 2021 ist unter www.kfw.de/fokus abrufbar.