
Größtes Abwärmeprojekt in NRW: bp und Uniper wollen industrielle Abwärme aus Gelsenkirchener Raffinerie für die Fernwärmeversorgung im nördlichen Ruhrgebiet nutzen
Künftig soll industrielle Abwärme aus den Raffinerieanlagen der BP Europa SE, Bochum, in Gelsenkirchen für die Versorgung von Kunden der Uniper SE, Düsseldorf, mit Fernwärme im nördlichen Ruhrgebiet genutzt werden. Einen entsprechenden Vertrag haben die Ruhr Oel GmbH – BP Gelsenkirchen und die Uniper Wärme GmbH, Gelsenkirchen, Mitte Dezember 2021 unterzeichnet. Konkret sieht der Vertrag die Errichtung und den Betrieb einer Anlage zur Auskopplung von Abwärme von bis zu 49 MW vor. In die technische Infrastruktur investieren beide Unternehmen zusammen rund 40 Mio. Euro. Das Fernwärme-Verbundnetz der Uniper versorgt die Städte Gladbeck, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Herne und Datteln – außerdem werden aktuell die Hertener Stadtwerke, die Stadtwerke Bochum und die Stadtwerke Herne aus dem Verbundnetz beliefert. Das Projekt wird vom BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, mit einem kleinen zweistelligen Millionenbetrag gefördert.
Die in der BP-Raffinerie abgenommene Wärme wird künftig über eine neue Wärmezentrale auf dem Raffineriegelände sowie eine neue Fernwärmetrasse entlang der Halde Oberscholven zum Uniper-Kraftwerk Scholven transportiert. Dort wird die Wärme in das Fernwärmenetz der Uniper eingespeist. Die Verwertung der industriellen Abwärme, die sonst ungenutzt bliebe, wird die CO2-Belastung in der Region deutlich reduzieren. Der Regelbetrieb der neuen Anlage ist für das Jahr 2024 geplant.
Für José Luis García Galera, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr Oel GmbH – BP Gelsenkirchen, ist die gemeinsame Vereinbarung mit der Uniper ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung Modernisierung und Dekarbonisierung des Industrieverbunds im nördlichen Ruhrgebiet und ein Beitrag zur CO2-Minderung im Wärmebereich in Deutschland. Die Raffinerie in Gelsenkirchen ist ein wichtiger Ausgangspunkt vor allem für die chemische Industrie, sodass dort gleich mehrere Sektoren eine Minderung an Treibhausgas-Emissionen erzielen. Ziel der BP ist nach Aussage von J. L. García Galera, die Energieeffizienz der Raffinerie Gelsenkirchen weiter zu verbessern und damit einen Beitrag für das Unternehmensziel der Klimaneutralität bis 2050 zu leisten.
Aus Sicht von Nikola Feldmann, eine der beiden Geschäftsführerinnen der Uniper Wärme GmbH, ist das Projekt eine Win-Win-Situation für das gesamte nördliche Ruhrgebiet. Industrieunternehmen und Energieerzeuger sind enge Nachbarn und können viel Potenzial aus einer Zusammenarbeit schöpfen. Die Uniper gewinnt zusätzliche Wärme aus den Prozessanlagen der BP-Raffinerie und kann diese effizienter nutzen. Nach ersten Berechnungen kann dadurch der Ausstoß von rund 60.000 t CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden. Mit der ausgekoppelten Abwärme kann die Uniper rund 30.000 Haushalte in Gelsenkirchen, Gladbeck und Recklinghausen sicher und umweltfreundlich mit Wärme versorgen.
Am Standort Gelsenkirchen-Scholven plant die Uniper in den nächsten Jahren die Strom- und Wärmeerzeugung von Steinkohle auf das umweltfreundlichere Erdgas umzustellen. Dazu befindet sich die neue Gas- und-Dampfturbinen-Anlage Scholven 3 im Bau. Die Fernwärmeversorgung erfolgt aktuell noch aus den Steinkohle-Blöcken Scholven B und Fernwärmekraftwerk Buer, soll aber perspektivisch ebenfalls von Scholven 3 übernommen werden.