
Größtes Investitionsvorhaben in Firmengeschichte: GEFO investiert 400 Mio. Euro in Spezialtanker
Die GEFO Gesellschaft für Oeltransporte mbH, Hamburg, baut eine Reihe von neuen Spezialtankern bei Werften in China, der Türkei, Rumänien und den Niederlanden. Insgesamt handelt es sich um ein Investitionsvolumen von 400 Mio. Euro für 26 Neubauten und 13 Ankäufe von moderner Tonnage. Nur in den genannten Ländern waren nach Angaben der GEFO konkurrenzfähige Baupreise zu erzielen. Dabei handelt es sich in der Seeschifffahrt um insgesamt neun neue Chemietanker, davon drei Schiffe mit jeweils 7.500 t Tragfähigkeit und sechs Chemietanker mit 3.800 tdw (tons deadweight). Alle neun Seeschiffe werden mit Tanks aus Stainless Steel gebaut, um für jedwede flüssige Chemieprodukte – inklusive Säuren und Laugen – einsatzfähig zu sein. Fünf Seetanker wurden hinzugekauft, ebenfalls für die Fahrt mit hochwertigen Chemikalien (unter anderem die „Gioconda“, Baujahr 2018, 7.500 tdw, 14 Stainless Steel Tanks, Eisklasse 1A).
Für die Fahrt und den Einsatz auf den innereuropäischen Wasserstraßen werden fünf Gastanker neu gebaut sowie zwölf Chemietanker, davon elf ebenfalls mit Ladetanks in Stainless Steel. Acht Zukäufe wurden getätigt. Die Tragfähigkeit der Flusstanker der GEFO liegt zwischen 1.500 t und 4.000 t. Ein Drittel der neuen Chemietanker ist bereits langfristig – jeweils 10 Jahre – an Chemieverlader verchartert.
Umweltbewusstsein Anstoß für Investitionsvorhaben
Sämtliche Einheiten zur See und für den Rhein, speziell auch für das Chemiedreieck ARA (Antwerpen-Rotterdam-Amsterdam) werden aus Umweltschutz- und Sicherheitsgründen mit Doppelhüllen gebaut. Bei den von der GEFO transportierten Produkten – 18,3 Mio. t im Jahr 2021 – handelt es sich ausschließlich um sogenannte Gefahrgüter mit explosiven und toxischen Inhalten. Die Gesellschaft betreibt daher eine intensive und aufwendige Vorbeugung und Vorsorge in den technischen Abteilungen und in speziellen HSSEQ-Abteilungen: Health, Safety, Security, Environment, Quality. Die Sicherheit für Mensch und Umwelt, Ladung, Schiff und Hafenanlagen steht bei jedem Transport im Vordergrund: Zero incidents – Zero accidents.
Den Anstoß für das mit 400 Mio. Euro größte Investitionsvorhaben in der Geschichte der GEFO gab das bei den Chemie- und den Mineralöl-Verladern und ebenso bei den Tankschiffs-Reedereien stetig gewachsene Umweltbewusstsein.
Gründung vor rund 60 Jahren
Die GEFO wurde vor rund 60 Jahren – 1961 – in Hamburg gegründet als „Gesellschaft für Oeltransporte“. Heute ist die GEFO ein führendes Logistikunternehmen in der europäischen Chemie- und Mineralölindustrie mit einem Umsatz von 430 Mio. Euro in 2021, davon 80 % mit Produkten der Chemieindustrie. Künftig wird mit den Neubauten ein Mengenumsatz von 20 Mio. t und ein Wertumsatz von 500 Mio. Euro erwartet.
Die Flotte der GEFO besteht aus 150 Spezialtankern, davon sind jeweils die Hälfte eigene Schiffe und die andere Hälfte gecharterte Schiffe, letzteres bevorzugt von sogenannten Kapitäns-Eignern, die keine eigenen Vertriebsorganisationen unterhalten.
Jüngste Spezialtankerflotten in Europa
Die Gesamtkapazität der GEFO-Flotten beträgt künftig 428.293 tdw Tragfähigkeit und 500.980 cbm Rauminhalt, davon 35 Edelstahltanker mit 132.840 tdw/142.112 cbm. Die GEFO hat nach Inbetriebnahme aller Neubauten dann mit einem Durchschnittsalter der Seeflotte von neun Jahren beziehungsweise 13,2 Jahren der Flussflotte die jüngsten Spezialtankerflotten in Europa.
Der operationelle Einsatz der Flotten der GEFO, die sich aufteilen in die Segmente Chemiefahrt, Mineralöl- und Gasfahrt, wird von Hamburg, Antwerpen, Duisburg und Luxemburg ausgesteuert.
25 Seetanker werden primär beschäftigt in der Fahrt zwischen den Häfen der Nordsee, der Ostsee und des westlichen Mittelmeers, also von Finnland bis Frankreich, von Spanien nach Schweden. Die GEFO ist daher in der Seefahrt abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung in 18 europäischen Ländern.
Verringerung der Schadstoffe um bis zu 100 %
Ein Großteil der neuen Seeschiffe ist von den Werften in China und in der Türkei bereits geliefert und erfolgreich in Fahrt gesetzt worden. Ein sehr gutes Beispiel für die neuen Umweltinvestitionen der GEFO ist die „Tosca“ mit LNG-Antrieb, durch den sich der Ausstoß von Feinstaub um 100 %, von Schwefeloxiden ebenfalls um 100 %, von Stickoxiden um 80 % und von Kohlendioxid um 25 % verringert gegenüber konventionellen Gasöl-Antrieben.
Die insgesamt 17 neuen Gas- und Chemietanker für die Fahrt auf den innereuropäischen Wasserstraßen sind ausgerüstet mit Stage-V-Motoren gemäß neuer EU-Norm und SCR-Katalysatoren zwecks Abgasnachbehandlung, wodurch sich der Schadstoffausstoß bei Kohlenwasserstoffen um 81 %, bei Stickoxiden um 97 % und beim Feinstaub um 95 % verringert.
In beiden Sektoren – See- und Flussschifffahrt – sind von der GEFO für die Neubauten jeweils komplett neue strömungsgünstige Unterwasser-Schiffsformen entwickelt worden. Diese führen zu Treibstoff-Einsparungen bis zu 30 % und in gleicher Höhe zur Verringerung der Schadstoffemissionen.
CO2-Neutralität bis 2045
Im Jahr 2045 will die GEFO kohlenstoffdioxidneutral fahren gemäß Pariser-Klimaabkommen. Dazu ist nach Darlegung der GEFO in 20 bis 25 Jahren der sukzessive Austausch der gesamten derzeitigen vier See- und Binnenschiffsflotten gegen Neubauten mit „grünem“ Wasserstoff-Antrieb, „grünem“ Methanol oder „grünem“ Ammoniak beziehungsweise Batterie-Betrieb erforderlich. Es wird sich nach Auffassung der GEFO nicht lohnen, die aktuellen Bestandsflotten, die dann ein Vierteljahrhundert alt und älter sein werden, mit neuen schadstofffreien Antrieben auszurüsten.
Entsorgung von Kohlendioxid
Die GEFO ist derzeit aufgrund der Erfahrungen in der Gasfahrt – 20 Gastanker sind zurzeit in Betrieb – in die Entwicklung des Transports und der Entsorgung von Kohlendioxid in unterirdischen Lagerstätten in den Meeren (Carbon-Capture and Storage – CCS) eingebunden, ein Verfahren, das in Deutschland noch nicht möglich ist, in anderen Ländern, wie zum Beispiel Norwegen, aber bereits praktiziert wird.
Die Ausrüstungs-Modalitäten des Wasserstoff-Antriebs für ein GEFO-See-Schiff sind bei der Klassegesellschaft DNV zur Genehmigung eingereicht. Die deutsche Bundesregierung unterstützt das Vorhaben. Eine Realisierung würde das erste Null-Emissions-See-Frachtschiff seit dem Ende der Segelschifffahrt bedeuten.
Auszeichnung für Nachhaltigkeitsaktivitäten
Aufgrund ihrer Nachhaltigkeitsaktivitäten wurde die GEFO im Jahr 2021 erneut mit einem Silberzertifikat von EcoVadis, Paris, ausgezeichnet, dem weltweit größten und anerkannten Rankingunternehmen zur Bewertung und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Lieferketten.
Eine Vielzahl der Tankschiffe der GEFO-Flotte und die GEFO selbst sind mit dem anerkannten Green Award ausgezeichnet. Ein Zertifikat, das von der unabhängigen Green Award Foundation, Rotterdam, Schiffen und Reedereien erteilt wird, die durch besonderes Engagement die Leistungen für Umweltschutz, Sicherheit und Qualität verbessert haben.
Die ausgezeichneten Schiffe erhalten verschiedene Vorteile, zum Beispiel Nachlässe auf Hafengebühren in diversen Häfen, ein weiterer direkter positiver Effekt von nachhaltigem Handeln auf die Wirtschaftlichkeit.
Außerdem wurde die GEFO aktuell im Rahmen einer exklusiven Studie für Nachhaltigkeit und Innovation des bekannten Wirtschaftsmagazins „WirtschaftsWoche“ auf Platz 21 der 260 Top Familienunternehmen gesetzt – und das als einziges Logistik- und Schifffahrtsunternehmen. Neben der Geschäftsentwicklung wurden die Kriterien Vertrauen, Qualität, Innovation, Nachhaltigkeit und das Image bewertet.
Ergänzt werden die Reederei-Aktivitäten der GEFO durch ein weltweites Bunkertrading im Seebereich, wofür die GEFO ein Netzwerk unterhält, das von Singapur bis nach New York, von Südafrika bis nach Australien reicht.